Kühdorf

Geschichtliches

Kühdorf mit dem eingepfarrten Hainsberg, und Kühbach ist seit Anfang dieses Jahrhunderts Filial von Tschirma. Bis dahin war es die kleinste und ärmste Pfarrei im Greizer Land. Nur wenige hundert Meter westlich der heutigen B92 führte die alte Verbindungsstraße aus dem oberen Vogtland nach Gera durch das Dorf und brachte ihm in den Kriegen der vergangenen Jahrhunderte, besonders im Jahre 1806 durch Plünderung und Brandschatzung durchziehender Truppen, viel Leid. Dicke Aktenbände in staatlichen und kirchlichen Archiven berichten von Drangsal, Not und Armut der Bewohner und von verzweifelten, davongelaufenen Pfarrern, die Hunger leiden mussten. Wenn Kirche, Pfarr- und Schulgebäude von dem zu keiner Zeit mehr als 200 Einwohner umfassenden Kirchspiel unterhalten werden mussten, sind Klagen und Bitten um Hilfe verständlich. Im Jahre 1817 mühte sich der verdienstvolle und bei der Regierung hochgeschätzte Tschirmaer Pfarrer Christian Gottlob Jähring vergeblich um Aufhebung der Parochie Kühdorf und Zuordnung zu einer der benachbarten Pfarreien. Es mussten dann noch fast hundert Jahre vergehen, bis diese Zwergpfarrei in den Kirchgemeindeverband Tschirma eingefügt wurde. Kühdorf, bis zum Jahre 1815 dem Königreich Sachsen zugehörig, wurde durch Beschluss des Wiener Kongresses erst Preußen, nach wenigen Wochen dem Fürstentum Reuß Älterer Linie zugeteilt. So kam es, dass der damalige Pfarrer Johann August Resch in zwei Monaten zwei Huldigungspredigten zu halten hatte.

Die Kirche

Die kleine, dem heiligen Georg geweihte Kirche steht am westlichen Rand des Dörfleins inmitten des mit einer hohen Steinmauer umhegten stillen kleinen Friedhofes. Sie muss arg baufällig gewesen sein, wenn die Gemeinde im Jahre 1716 einen Neubau trotz ihrer beschränkten Mittel nicht weiter hinausschieben konnte. Er fiel dann auch bescheiden aus. Langhaus und ungetrennter eckiger Chorteil sind von einer flachen Holzdecke mit Leisten überzogen.

Der Kanzelbau mit Altar schließt als hölzerne Wand das Schiff nach Osten. Seitwärts des einfach gehaltenen Altars ist die Holzwand durch je eine kleine Tür durchbrochen, darüber ein geschnitzter Aufsatz. Zwischen zwei ionischen Säulen tritt vor der Wand die Kanzel in fünf Seiten des Achtecks hervor, gekrönt von dem von Pilastern getragenen und von durchbrochenem Schnitzwerk eingefassten Schalldeckel.

Bei der umfassenden Renovierung im Jahre 1966 erhielt das Kircheninnere eine wohltuende helle Farbtönung, die dem Raum ein lichtes und freundliches Aussehen gibt. Taufe und Gedenkmal, beides aus der Hand der Greizer Künstlerin Nahmmacher, fügen sich als moderne Kunstwerke dem Ganzen gut und unaufdringlich ein. Wohl keiner kann sich bei eingehender Betrachtung des aus einem Baumstumpf geschnitzten Gedenkmales mit Kain und Abel der Frage entziehen: Wo ist dein Bruder?

Der verhältnismäßig hohe und schlanke Kirchturm ist als Dachturm auf die Mitte des Walmdaches gesetzt. Er besteht aus beschiefertem Achteckgeschoß mit Schweifkuppel, Laternenaufsatz, kleinerer Schweifkuppel und Helm. Man sieht es dem Turm von außen nicht an, dass er - für die damalige Zeit – ein handwerkliches Meisterwerk darstellt. Er hat keine senkrechte Unterstützung im Kirchenschiff, vielmehr ist er kunstvoll in die Dachlast eingefügt.

Man würde wohl heute kaum in der Gemeinde etwas voll dieser eigenartigen Konstruktion wissen, hätte nicht die Sage ihre Fäden um dieses Zeugnis der Handwerkskunst gesponnen: Als nach Fertigstellung des Mauerwerkes die Zimmerleute an de Dach- und Turmarbeiten gehen wollten, da war der Baumeister auf einmal verschwunden. Der Bau musste ruhen. Nach drei Tagen tauchte der Meister wieder auf. In einem Kornfeld versteckt hatte er aus Kornhalmen das Modell für die Dachturmkonstruktion entworfen. Der Bau konnte weitergehen, der Kirchturm steht noch heute und grüßt weithin ins Greizer Land.

Nach:  P. Heller / G. Herz / H. Warmuth: „Kirchen im Greizer Land“, Evangelische Verlagsanstalt Berlin